Dienstag, 17. September 2013

Schweizer Momente

Der heutige Post dreht sich um Kultur, genauer gesagt: Schweizer Kultur. Wie der aufmerksame Leser vielleicht schon gemerkt hat, bin ich nicht aus der Schweiz sondern aus der schönsten Stadt am Rhein - DÜSSELDORF :-)

Als ich gerade meine ersten Monate in der Schweiz erfolgreich absolviert habe, wurde ich von Nicole zum ersten Mal mit einer Schweizer Tradition konfrontiert, die mich vorsichtig ausgedrückt erstmal erschütterte.
Nicole erzählte mir, dass man in der Schweiz den Sport Hornussen betreibt. Beim Hornussen setze man sich, laut ihrer Aussage, im Sommer an den See oder so und versucht mit Steinen Wespen und Hornissen zu treffen. Wer die meisten trifft und tötet, der gewinnt. Ich, als WWF Mitglied und Tierliebhaberin, war entsetzt. Also tat ich was jeder normale Mensch mit Internetverbindung tun würde, ich hab Hornussen gegoogelt und tatsächlich - es gab Websites und Bilder zu dem Thema. Und da sah es auf den ersten Blick und unter dem Schock, unter dem ich stand, tatsächlich so aus, als würden Leute diesen "Sport" betreiben. Meinem Entsetzen verlieh ich Ausdruck mit dem Ausspruch: "Da gibt's ja sogar Meisterschaften. Das ist aber echt nicht okay. Die Insekten haben doch auch Gefühle." Jetzt muss man dazu sagen, dass wir zu der Zeit in einem Grossraumbüro sassen, mit 18 Kollegen. Keiner sagte was. Ich war in meiner Entrüstung alleine. Ich überlegte schon, in welch barbarisches Land ich da gezogen bin und wog einen Rückzug noch Deutschland ab, als Nicole das Rätsel löste: Tatsächlich handelt es sich beim Hornussen um einen Sport, der so ein bisschen wie Baseball ist. "Das Spiel besteht für die schlagende Mannschaft darin, den Nouss so weit wie möglich in das gegnerische Spielfeld hinein (oder gar darüber hinaus) zu treiben. Für die abtuende Mannschaft geht es darum, den anfliegenden Nouss so früh wie möglich, spätestens jedoch vor dem Auftreffen am Boden des Spielfeldes, mit der Schindel zu stoppen." Ich war total erleichtert und bekomme das noch heute gelegentlich erzählt.
Wer's genau wissen will: http://de.wikipedia.org/wiki/Hornussen_(Sport)

Eine zweiter Schweizerische Spezialität ist das Sechseläuten (Schweizerdeutsch Sächsilüüte). An diesem Tag im April wird offiziell Frühlingsanfang gefeiert. Im Rahmen der Festlichkeiten mit Umzügen etc. wird auf dem Sechseläutenplatz in Zürich auch der Böögg verbrannt. Die Tradition ist so ähnlich wie der Groundhog Day in den USA, nur das hier halt kein süsses pelziges Tier seinen eigenen Schatten sucht, sondern der Kopf eines mit Feuerwerkskörpern gefüllter Schneemanns abfallen muss. Je schneller der Kopf explodiert, desto schneller kommt der Sommer. Lustigerweise gab es auch schon Böögg-Entführungen, Sabotage oder kleinere Unfälle, die alle auf wikipedia dokumentiert sind. Nun fragen wir uns jedes Jahr auf Neue (wir können uns einfach nicht merken) wie der Böögg zu seinem Namen kam. Also, der Böögg ist eine vermummte Gestalt, die Kinder erschreckt, bettelt und auch sonst viel Unfug treibt. Dieser Begriff wird in Zürich seit dem 15. Jahrhundert verwendet. Auch in anderen Sprachen z.B. Schwedisch (Danke, Anna) gibt es den Bög und auch hier ist er eine Schreckgestalt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sechsel%C3%A4uten

:)

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