Einmal die Woche gehen Nicole und ich zum Squash oder wie es
in unserer Welt heißt: Aggressionsbewältigung für Finance Mitarbeiter.
Angefangen haben wir Anfang des Jahres. Wenn wir ganz ehrlich sind haben wir
beide keinen Plan von: erstens den Regeln, zweitens der Technik und drittens wie
man Punkte zählt. Ich greife auf meine sechs Jahre Tenniserfahrung aus Kindertagen zurück und wahrscheinlich sieht es bei uns beiden nach Tennis aus.
Ziel dieser 45 Minuten auf dem Platz ist es möglichst alle Frustration und
Aggression auf den Ball – wir nennen ihn Hombre – zu projizieren. Hombre hat
seinen Namen bekommen, weil Nicoles Squashbälle aus Spanien importiert sind.
Und wir irgendwann in einer unserer Sessions meinten, das Hombre schon ganz heiß
ist (Squashbälle werden durch Benutzung warm). Wir fanden es lustig.
Da wir keine Ahnung haben und beide zu faul zum googeln sind
und es ohne Regeln eh mehr Spaß macht, haben wir unsere eigene kleine
Anti-Aggressionswelt geschaffen. Der Schläger heißt seit gestern guitarra (Nicoles
Schöpfung). Leider neige ich dazu, den Ball in die Netze an den Seiten zu
spielen und so haben wir schon den einen oder anderen Hombre verloren. Die
Region um die Netze/ Lampen und Lüftungsschächte ist dementsprechend die „Danger
Zone“. Nicole wiederum hämmert so auf Hombre ein, dass er über
das Plexiglas am Court Ende fliegt und im „Nirvana“ verschwindet. Das passiert
zwischen zwei und vier Mal pro Session. Bisher wurde noch niemand verletzt.
Unser Spielablauf ist immer gleich. Anfangs spielen wir uns
locker warm, dann kommt nach ca. 10 bis 15 Minuten die Phase in der wir in den
„Concentration“-Modus wechseln oder wie er früher hieß (Okay, ab jetzt den Ball
max. einmal auftitschen lassen und jedem Ball hinterher rennen). Immer wenn
eine von uns beiden Concentration sagt, spielen wir unter Garantie die nächsten
paar Ballwechsel totalen Scheiß zusammen, haben aber jede Menge Spaß dabei.
Nebenbei Quatschen wir natürlich über alles Mögliche und ab und an lästern wir
über die Leute, die da sonst noch so Squash spielen (wir können es vielleicht
nicht besser, aber bei uns sieht’s nach mehr Spaß aus).
Selbstverständlich kommt es vor, dass wir uns selbst
schlagen. Bisher haben wir uns noch nicht gegenseitig den Schläger an den Kopf
geschlagen, aber ich hatte schon blaue Flecken an Armen und Beinen.
Irgendwann werden wir vielleicht mal einen Kurs machen und
unsere Tennistechnik auf Squash umstellen und dann vielleicht auch die Squashregeln
lernen. Nicole, ich hab kurz reingeguckt: Ich muss mich echt auf den Boden
werfen um dir den Weg frei zu machen. Nächste Woche dann…
Squash ist übrigens eine britische Erfindung (Mitte des 19. Jahrhunderts) und fand erst in den Staaten des Commonwealth Verbreitung. In Deutschland gab es die erste Squashanlage in den 1930ern. Richtig beliebt wurde der Sport erst in den 80ern. Die Zahlen der aktiven Spieler sind seit ca. 2005 rückläufig.
J
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